Träumerle

Der Blog zur Aue

Archiv: Donnerstag, 31. Oktober 2013

Gruseliges zu Halloween

Allein? Ganz allein sollte sie gehen an diesem düsteren Morgen. Noch nie war sie allein zur Schule gelaufen, immer begab sie sich mit ihren Freundinnen gemeinsam auf den Weg. Es war nicht weit bis zur Schule, nur ein winziges Stück durch den lichten Wald. Vorbei an den Mauern der Betonfabrik, in der auch ihr Vater arbeitete.
Es war kalt an diesem Tag. Und es war noch finster. Sie schlug den Kragen ihrer Jacke hoch, grub die Hände tief in die Taschen und starrte auf den Weg. Der Mond leuchtete nur schwach zwischen den Wolken hervor.
Alle möglichen Schauergeschichten gingen ihr durch den Kopf. Und Mutter warnte sie immer, ja nie allein durch den Wald zu laufen. „Wenn jemand kommt, dann lauf weg. Und schreie“.
Ihr Blick durchforstete das Gestrüpp entlang des Weges. Jeder Ast der hohen Kiefern formierte sich vor ihren Augen zu einem Monster, einer grässlichen Fratze, zu Fangarmen. Bloß nicht gruseln! Alles ist gut, alles bleibt gut, bald ist es geschafft. Da vorn kommt schon die Straße, dahinter sind es nur noch wenige Meter bis zum schmalen Weg hin zum Schulgelände.
Da! Sie erschrak und zauderte. Da vorn, da kam doch tatsächlich eine Gestalt durch den Wald. Und sie kam schnellen Schrittes auf sie zu. Ihr wurde kalt, sie überlegte fieberhaft, was zu tun sei.
Quatsch, ihr konnte doch nichts geschehen. Sie wohnten auf dem Dorfe, fernab der großen Städte, in denen die Kriminalität doch größer war als hier. Und wenn es ein Russe ist? Das wäre möglich, schließlich gab es ringsum die vielen Kasernen, Übungsplätze, militärisches Gelände.
Quatsch, wie sollte ausgerechnet jetzt und hier ein russischer Soldat auftauchen? Sie war noch viel zu jung, doch noch gar keine Frau und somit uninteressant.
Die große und kräftige Gestalt kam nun dicht an sie heran, ein Ausweichen war nicht möglich. Sie hörte die schweren Schritte, hörte ein tiefes Atmen. Jetzt, jetzt würde er sie packen! Nein, nur keine Angst zeigen. Und wenn, dann würde sie schreien, um sich schlagen, kratzen, beißen, laufen so schnell sie konnte.
Unmittelbar vor ihr blieb er stehen, streckte die Arme aus … Der Mond kämpfte sich durch die Wolken und warf sein Licht auf das Gesicht des Mannes, der vor ihr stand. Wäre sie jetzt überhaupt fähig zu schreien?
Sein Mund öffnete sich, seine Augen starrten sie an.

„Guten Morgen Kerstin“. Es war mein Vater, der von Nachtschicht kam!

An diese Begebenheit erinnere ich mich noch heut und muss lachen. Ja, ich hatte so einen Schiss. Mein Vater war groß und kräftig, ich habe ihn im Dunkeln nicht erkannt.

Für heut Abend stehen die Süßigkeiten bereit, falls sich doch Kinder zu unserem Haus wagen 😆

Happy Halloween euch allen! Und nicht gruseln, alles wird gut!

 

Träumerle läuft unter Wordpress 6.2.4
Anpassung und Design: Gabis Wordpress-Templates